Das Umweltbewusstsein hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert. Die Erkenntnis, dass Wasser unser wertvollstes und unverzichtbarstes Gut ist, hat sich allerorts durchgesetzt. Der Schutz des Lebenselixiers Wasser ist Aufgabe für Jedermann: Landwirtschaft, Industrie, Kommunen, Haushalte und Bürger müssen umweltbewusst handeln. Jeder Missbrauch von Wasser schlägt auf die Gesamtbevölkerung zurück. Ohne sauberes Wasser kann kein Leben existieren - das sollte allen bewusst sein. Die Kommunen müssen die Anforderungen durch intakte Abwassersysteme erfüllen. Die Gewässer sind wesentliche Bestandteile des Naturhaushaltes und Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Untersuchungen zum biologischen Gewässerzustand zeigen, dass die Wasserbeschaffenheit sich in den letzten Jahren ständig verbessert hat.
Entwicklung der Abwasserbeseitigung
Der Mensch benötigt täglich Wasser für unterschiedliche Zwecke. Pro Kopf der Bevölkerung liegt der Wasserverbrauch derzeit bei rund 140 Litern pro Tag. Für die Verbandsgemeinde Kirchberg sind dies beispielsweise bei rund 21.000 Einwohnern rund 2.900 m³ Wasser pro Tag, im Jahr also rund 1.100.000 m³ Wasser. Der überwiegende Teil der Wassermenge wird vom Menschen nicht "verbraucht", sondern "gebraucht" und gelangt somit als Abwasser in den Wasserkreislauf zurück. Damit dieses Abwasser mit seinen verschiedenartigsten Inhaltsstoffen das natürliche Gewässer (Bäche, Flüsse usw.) nicht übermäßig belastet oder schädigt, muss vor der Einleitung dieser gewaltigen Mengen mindestens eine mechanisch-biologische Abwasserreinigung durchgeführt werden. Durch weitere Beschränkung der Nährstoffeinleitungen Stickstoff und Phosphor werden für Kläranlagen ab einer bestimmten Größe sogenannte 3. Reinigungsstufen gefordert. Nur so kann das ölologische Gleichgewicht unserer Bäche und Flüsse erhalten bzw. wieder hergestellt werden und die dem Allgemeinwohl dienende Wassernutzung langfristig gesichert werden.
Der eigentliche Bau von Abwasserbeseitigungsanlagen begann erst, als die unerträglichen Verhältnisse in den Bächen und Flüssen keinen anderen Ausweg mehr zuließen.
Bis 1975 waren die einzelnen Ortsgemeinden abwasserbeseitigungspflichtig. Im Zuge der Aufgabenreform 1975 übernahmen die Verbandsgemeinden diese Aufgabe. Diese gründeten eigens dazu Eigenbetriebe mit wirtschaftlicher Selbstständigkeit. Die teilweise von den Gemeinden früher errichteten rein mechanischen Kläranlagen konnten den Anforderungen einer ausreichenden Abwasserreinigung, nicht zuletzt durch die in den letzten 40 Jahren enorm gestiegene Abwasserbelastung unserer Konsumgesellschaft, nicht mehr gerecht werden.
Abwassersysteme
Die Kommunen sind aufgefordert, durch intakte Abwassersysteme das Abwasser zu sammeln und zu reinigen:
Ortsnetze
sind jene Kanalanlagen, die sich innerhalb der Gemeinde durch die Straßen ziehen und zur Aufnahme der anfallenden Abwassermenge dienen. Hier wird zwischen den Entwässerungssystemen im Misch- bzw. Trennverfahren (getrennte Einsammlung von Schmutz- bzw. Niederschlagswasser) unterschieden.
Die Verbandsgemeinde Kirchberg hat 40 Ortsgemeinden. Alle 40 Ortsgemeinden verfügen über die erforderliche Erstausstattung. Insgesamt werden rund 129 km Ortssammler vorgehalten.
Regenbauwerke
haben das bei Regenwetter durch Regenwasser vermehrte Abwasser zu speichern und nach Abklingen des Regens langsam wieder zur Abwasserreinigung abzugeben. Die Verbandsgemeindewerke Kirchberg halten Regenbauwerke mit einem Volumen von insgesamt rund 18.000m³ vor, der Abwasserzweckverband Gemünden ein Volumen von rund 2.500 m³.
Verbindungssammler
werden zwischen den einzelnen Ortsgemeinden verlegt, um einen aus wirtschaftlicher oder aus wasserwirtschaftlicher Sicht notwendigen Zusammenschluss herbeizuführen. Die Verbindungssammler führen die zusammengefassten Abwässer zur Kläranlage. Die Verbandsgemeinde Kirchberg hat die Erstausstattung fertiggestellt. Die Länge der Verbindungssammler beträgt in der Verbandsgemeinde Kirchberg rund 43 km, beim Abwasserzweckverband Gemünden werden 23 km vorgehalten.
Kläranlagen
Beim Bau von Kläranlagen wurde in der Vergangenheit eine Vielzahl von Klärverfahren entwickelt. Alle Verfahren bauen auf der Selbstreiniungskraft der Natur auf, die durch Mikroorganismen vollzogen wird. Damit die erforderliche Reinigung des Abwassers erreicht werden kann, werden in der Kläranlage auf kleinstem Raum optimale Lebensbedingungen für die Mikroorganismen geschaffen. Die dadurch bewerkstelligte biologische Abwasserreinigung umfasst auch den Abbau des größten Teils der gelösten Stoffe. Der Reinigungsprozess in modernen Kläranlagen erfolgt im wesentlichen in drei Stufen:
in der 1. Stufe wird das Abwasser mechanisch gereinigt, in der Regel durch Rechen (Grobstoffe) und belüfteten Sand- und Fettfang (Sand- und Schwimmstoffe).
in der 2. Stufe, der biologischen Reinigungsstufe, werden biologisch abbaubare Schmutzstoffe entfernt. Durch Zufuhr von Sauerstoff werden optimale Lebensbedingungen für Sauerstoff liebende Bakterien und Kleinstlebewesen, dem so genannten Belebtschlamm, erzielt. Der Belebtschlamm nimmt organische Abwasserstoffe als Nahrung auf und baut diese ab. Durch Zugabe von Rücklaufschlamm wird sichergestellt, dass die notwendige Belebtschlammkonzentration aufrecht erhalten bleibt.
in der sogenannten 3. Reinigungsstufe werden bei größeren Anlagen durch Nitrifikation und gezielte Denitrifikation Stickstoffverbindungen reduziert. Die Entfernung von Phosphorverbindungen erfolgt durch chemische Fällung bzw. biologisch durch verstärkte Phosphoraufnahme bestimmter Bakterien.
Das behandelte Schlammwassergemisch wird in Nachklärbecken in gereinigtes Abwasser und Schlamm getrennt. Das gereinigte Abwasser fließt an der Beckenoberfläche zum Gewässer ab, während sich der schwere Schlamm auf der Beckensohle sammelt und zur weiteren Abwasserreinigung wieder in den Kläranlagenkreislaufzurückgepumpt wird. Ein Teil des Schlammes wird abgezogen und einer Stabilisierung oder Faulung zugeführt. Ein nachgeschalteter späterer Verfahrensschritt entwässert diesen Schlamm und führt ihn ggfls. einer weiteren Verwendung in der Landwirtschaft zu. Sofern diese Verwendung nicht gegeben ist, muss der Schlamm industriell verwertet oder deponiert werden.
In der Verbandsgemeinde Kirchberg wird der in den Kläranlagen anfallende Schlamm zu 100 % in der heimischen Landwirtschaft als Nährstoff eingebracht. Dabei unterliegen im Gegensatz zu anderen Düngemitteln sowohl der aufzubringende Schlamm als auch die Böden strengen und kontinuierlichen Untersuchungen und Kontrollen, um eine Überdüngung bzw. Schadstoffbelastung zu vermeiden.
Neue Kläranlage "Oberes Kyrbachtal"
Die Verbandsgemeinde Kirchberg hätte für die vorgegebene weitergehende Abwasserreinigung einen erheblichen baulichen und technischen Sanierungs- und Erweiterungsaufwand an den alten Kläranlagen Dill und Kirchberg-West betreiben müssen. Für die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH als Träger der Verkehrsanlagen im Flugsicherheitsbereich des Flughafens bestand die Erfordernis der Entsorgung des in den Wintermonaten durch die Flugzeug- und Rollbahnenteisung anfallenden enteisungsmittelhaltigen Abwassers, das das behördlich erlaubte Trennkriterium zur Einleitung ins Gewässer überschreitet. Schließlich war der 2002 gegründete Zweckverband Flughafen Hahn verpflichtet, das auf dem Flughafengelände anfallende Schmutzwasser schadlos zu beseitigen. Konzeptionen zur Lösung der anstehenden Aufgaben haben nach langjährigen Untersuchungen, Planungen und Verhandlungen zwischen den Beteiligten sowie den Wasserbehörden schließlich zu dem Ergebnis geführt, mit einer Win-win-Strategie als gemeinsame, ökologischste und zugleich wirtschaftlichste Lösung die neue Gruppenkläranlage „Oberes Kyrbachtal“ in der Gemarkung Sohrschied errichten zu wollen. In der neuen Kläranlage wird mithin neben dem kommunalen Abwasser aus den aufgegebenen Kläranlagen Dill und Kirchberg-West der Verbandsgemeinde vereinbarungsgemäß auch das enteisungsmittelhaltige Abwasser aus dem Flugbetrieb von der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH sowie das Schmutzwasser vom Zweckverband Flughafen Hahn aufgenommen. Mit der 1. Ausbaustufe werden 28.000 Einwohnerwerte vorgehalten. Die Anlage ist so konzipiert, dass sie bei Bedarf in einer 2. Ausbaustufe auf 41.000 Einwohnerwerte erweitert werden kann. Bei der 1. Ausbaustufe handelt es sich um eine aerobe, energieoptimierte Anlage nach dem Stand der Technik. Die neue Kläranlage hat im Vergleich zu den Altkläranlagen eine deutlich bessere Reinigungsleistung und trägt damit zum weitergehenden Schutz unserer Gewässer bei.
Die gemeinsame Strategie führt zur Kostenoptimierung sowohl beim Invest als auch bei den Betriebskosten: Die Investitionskosten für eine gemeinsame Abwasserbeseitigung sind deutlich günstiger als Einzellösungen und werden verursachungsgerecht verteilt. Für die Kläranlage wurden einschließlich Nebenkosten und Ausgleichsmaßnahmen rund 11,2 Mio. Euro in 16 Einzellosen erwartet: Davon beträgt der Anteil der VG Kirchberg rund 5,6 Mio. Euro, der Anteil der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH 3,5 Mio. Euro und der Anteil des Zweckverbandes Flughafen Hahn rund 2,1 Mio. Euro. Für die Verbindungssammler mit separater Ableitung von enteisungsmittelhaltigem Abwasser wurden insgesamt 4,8 Mio. Euro investiert: Bereits 2006 hat die Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH für rund 2,0 Mio. Euro eine Ableitung für enteisungsmittelhaltiges Abwasser vom Flughafengelände bis zur Altkläranlage Dill hergestellt. Im Jahre 2008 wurden rund 2,8 Mio. Euro für die Anschlussleitungen von den Altkläranlagen Dill und Kirchberg-West bis zur neuen Kläranlage Oberes Kyrbachtal beauftragt, davon beträgt der Anteil der VG Kirchberg rund 2,2 Mio. Euro und der Anteil der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH sowie des Zweckverbandes Flughafen Hahn jeweils rund 0,3 Mio. Euro. Schließlich wird eine Fernwirktechnik mit Kosten von ca. 0,7 Mio. Euro installiert, um die Zuflüsse zur Kläranlage zu optimieren und damit die Reinigungskapazitäten optimal auszunutzen. Die Anteile der VG Kirchberg und des Zweckverbandes Flughafen Hahn wurden mit erheblichen Fördermitteln des Landes bedacht.
Für die VG Kirchberg werden zinslose Landesdarlehen bzw. Verrechnungen mit der Abwasserabgabe in Höhe von insgesamt rund 3,0 Mio. Euro erwartet. Für den Zweckverband Flughafen Hahn hat das Land rund 1,2 Mio. Euro an Zuschüssen geleistet. Aufgrund der Anlagenoptimierung sind die Betriebskosten für die neue Anlage günstiger als die der bisherigen Altanlagen, und dies, obwohl zusätzlich 12.000 EW an enteisungsmittelhaltigem Abwasser gereinigt werden. Spatenstich und damit Baubeginn für die Kläranlage Kyrbachtal erfolgte nach europaweiter Ausschreibung im April 2008. Es wurde eine Bauzeit von 1½ Jahren angesetzt. Gemäß ursprünglichem Bauzeitenplan war die Fertigstellung und Inbetriebnahme der neuen Kläranlage mit den Losen 2 - 17 für September 2009 vorgesehen. Wegen Verzögerungen durch das Vergabeverfahren und wegen erheblicher Überschreitung der eingeplanten Schlechtwettertage hat sich allerdings die geplante Fertigstellung und Inbetriebnahme verzögert. Am 16.12.2009 wurde der Probebetrieb für die neue Kläranlage aufgenommen. Die wasserwirtschaftliche Abnahme, offizielle Inbetriebnahme und Einweihung hat am 15. Juni 2010 stattgefunden
Neubau Kläranlage "Oberes Kyrbachtal"
1. Ausbaustufe
Endstufe
Einwohnerwerte
Anteil
Einwohnerwerte
Anteil
VGW Kirchberg für häusliches Abwasser
13.000
46,43 %
16.000
39,03 %
FFHG für enteisungsmittelhaltiges Abwasser
12.000
42,86 %
19.000
46,34 %
ZV Flughafen für Schmutzwasser
3.000
10,71 %
6.000
14,63 %
Insgesamt
28.000
100,00 %
41.000
100,00 %
Außenbereichsgrundstücke
Bei Außenbereichsgundstücken, für die eine leitungsgebundene Entsorgung des Schmutzwassers wegen großer Entfernung zu einer Abwassergruppe nicht in Frage kommt, soll eine mechanisch-biologische Reinigung durch den Bau von Pflanzenbeet-Kläranlagen gewährleistet werden. In der Verbandsgemeinde Kirchberg wurden solche Anlagen bereits für die Ortsteile Gemünden-Panzweiler und Womrath-Wallenbrück sowie für einige Wohnbebauungen im Außenbereich errichtet. Weitere Anlagen sollen folgen.
Bild: Pflanzenbeet-Kläranlage
Abwasserbeseitigung in der Verbandsgemeinde Kirchberg
Die Zusammenführung aller Abwässer zur Reinigung in einer Kläranlage (KA) ist im ländlichen Raum wegen der großen Entfernungen und aus topographischen Gründen nicht möglich. Kommunen im ländlichen Raum müssen deshalb eine Vielzahl von kostenaufwendigen Abwasseranlagen vorhalten. Im Gebiet der Verbandsgemeinde (VG) Kirchberg mussten deshalb verschiedene Abwassergruppen und auch Einzelkläranlagen errichtet wurden. Es konzipierte sich folgende räumliche Situation:
Träger
Kläranlagenstandort/ Anzahl und angeschlossene Gemeinden
Beschreibung der Kläranlage Größe/Reinigungsverfahren
Hier finden Sie eine Übersichtskarte der Entsorgungsgebiete in der Verbandsgemeinde Kirchberg:
Überwachung
Die Einleitung und damit die Reinigungsleistung aller Kläranlagen wird ständig fachlich ausgewertet und analysiert, um die Einhaltung behördlicher und strafrechtlicher Auflagen gewährleisten zu können. Dazu stehen einige Laboranlagen zur Verfügung. Zusätzlich werden die Einleitungswerte ständig durch staatliche Kontrollen überwacht. Wegen der großen Entfernungen zwischen den einzelnen Anlagen und der hohen umwelt- und strafrechtlichen Verantwortung wurde zur Überwachung und gegebenenfalls zum Einwirken bei Notsituationen eine Fernwirk- und Überwachungsanlage in allen betriebsbedeutenden Anlagen installiert. Durch den Einsatz der Anlage ist eine wesentlich größere Betriebssicherheit eingetreten, weil neben einer Alarmierung durch unbefugtes Betreten die Funktion der Anlagen ständig überwacht wird und in Notsituationen wesentlich schneller gegengesteuert werden kann.
Wohin mit dem Regenwasser
Nach der geltenden Neufassung des Landeswassergesetzes ist das Niederschlagswasser grundsätzlich bei demjenigen, bei dem es anfällt, zu verwerten und zu versickern. Jeder kann zur Erfüllung dieses Grundsatzes beitragen. Auf den privaten Grundstücken entsteht Regenwasserabfluss in der Regel auf Dächern der Gebäude sowie den versiegelten Flächen der Grundstückszufahrten, Hofflächen und Terrassen. Durch Verringerung der Versiegelung, Wahl von möglichst wasserdurchlässigen Belägen (wie z.B. Rasengittersteinen oder Pflasterfugen), Dachbegrünung, Versickerung auf dem eigenen Grundstück und Brauchwassernutzung (durch den Bau von Zisternen) kann ein großer Teil des anfallenden Regenwassers in den Wasserkreislauf zurückgeführt werden. Wegen der geringen Aufnahmefähigkeit der Böden unserer Region bleibt in der Regel aber eine öffentliche Vorhaltung erforderlich. Die Entwässerungsanlagen unserer Neubaugebiete werden aus diesem Grunde seit einiger Zeit im sogenannten "modifizierten Trennsystem" hergestellt. Das nicht auf den Baugrundstücken verwertete und versickerte Regenwasser wird anstatt einer unterirdischen Ableitung in Kanälen nach Möglichkeit über offene, naturnahe Gräben, Mulden bzw. sonstige Versickerungsflächen abgeführt, um somit eine weitestgehende Versickerung erreichen zu können.
Was ist bei Brauchwassernutzung zu beachten?
Die Brauchwassernutzung für die Garten- und Rasenbewässerung ist in der Verbandsgemeinde Kirchberg ausdrücklich freigestellt. Für die Brauchwassernutzung im Haus (z.B. Toilettenspülung) ist dagegen eine Teilbefreiung vom Benutzungszwang der Wasserversorgung erforderlich. Außerdem unterliegt das als Schmutzwasser eingeleitete Brauchwasser (z.B. aus Toilettenspülung) der Gebührenpflicht, weil das verschmutzte Brauchwasser zur Kläranlage abfließt und dort wieder gereinigt werden muss. Insofern ist in Absprache mit den Verbandsgemeindewerken eine Messeinrichtung zu installieren. In allen Fällen ist unbedingt darauf zu achten, dass wegen der Verkeimungsgefahr keinerlei Verbindung zum Trinkwassernetz bestehen darf.
Wasser weniger belasten
Zur Verbesserung der Wasserqualität kann jeder von uns beitragen. Die Haushalte der Bundesrepublik bewegen sich in ihrem Wasch- und Reinigungsmittelkonsum nach wie vor auf zu hohem Niveau.
Die Zunahme der Wasch- und Reiniungsmittel hat mehrere Gründe:
Der wachsende Wohlstand ließ den Verbrauch an Textilien aus den verschiedensten Fasern steigen. Mehr Wäsche, mehr unterschiedliche Waschanforderungen führten zu entsprechenden Waschmittelangeboten.
Mehr Maschinen (Waschautomat, Geschirrspülmaschine) ersetzen Handarbeit.
Gestiegene Ansprüche, häufigeres Wechseln der Kleidung, auch durch Werbung bedingt: Immer weißeres Weiß.
Mehr Spezialreiniger, wie Fensterreiniger, Reiniger für unterschiedliche Fußbodenbeläge, Herdputzmittel, Backofenreiniger, WC-Reiniger, Sanitärreiniger, Abflussreiniger, WC-Stein u.s.w.
Um die Haushaltsführung zu perfektionieren, werden im Haushalt verstärkt Chemikalien eingesetzt, mit dem Ziel: schneller, sauberer, heller.
Und bei der Dosierung wird aus denselben Gründen oft zuviel des Guten getan.
In den neuen Bundesländern wurden 1990 lediglich 4,7 kg Waschmittel pro Kopf verbraucht, während in den alten Bundesländern der Waschmittelverbrauch bis zu 10 kg pro Kopf angestiegen war. Zwischenzeitlich haben sich die Werte durch leichte Verringerungen in den alten Bundesländern auf jährliche ca. 7,5 kg pro Kopf weiter angenähert. In den privaten Haushalten wird Wasser kaum bewusst belastet. Deshalb müsste sich das Verhalten im Haushalt ändern:
Reinigungs- und Pflegemittel In Deutschland werden jährlich mehr als 500.000 Tonnen Putz- und Pflegemittel verbraucht, ein Großteil gelangt in die Kanalisation. Wie bei den Waschmitteln sind viele umweltschädliche Chemikalien dabei. Der gestiegene Verbrauch von Desinfektionsmitteln zeigt, wie unsicher viele Menschen normalen Anforderungen der Hygiene gegenüber geworden sind. Die Werbung hat uns eingeredet, dass diese Mittel vor gesundheitlichen Schäden schützen. Was im Krankenhaus sinnvoll ist, heißt im Haushalt oft: mit Kanonen auf Spatzen schießen. Damit unser Immunsystem Abwehrkräfte entwickeln kann, muss es ständig trainiert werden. Töten wir zu Hause alle Erreger ab, sind wir ihnen in der Außenwelt um so mehr ausgeliefert. Auch hier gilt:
Reduzierung des Reinigungs- bzw. Pflegemittels auf das notwendige Maß
umweltfreundliche Alternativen (oft alt bekannt Hausmittel) laut nachfolgender Tabelle nutzen:
Reinigungs- und Desinfektionsmittel
Angestrebte Wirkung
Wirkung für die Umwelt
Umweltfreundliche Alternativen und Empfehlungen für vernünftiges Verhalten
Allzweckreiniger (pulverförmig oder flüssig)
für alle abwaschbaren Flächen
abhängig vom eingesetzten Mittel
umweltfreundliche, d.h. leicht abbaubare Schmierseife, Scheuerpulver. Ablagerungen lassen sich mit Essig lösen.
Backofen- und Grillreiniger (flüssig oder Spray)
lösen selbstständig Verkrustungen und fettige Anschmutzungen
Laugen, Ätzende Wirkung
Backofen und Grill gleich nach Gebrauch reinigen. Dann reichen warmes Wasser und ein Handspül- oder Scheuermittel.
Badreiniger (flüssig oder Spray)
sollen Kalkflecken auf Kacheln und Armaturen beseitigen
Enthalten starke Laugen. Ätzend. Daher gefährlich für die Haut oder bei irrtümlicher Einnahme.
siehe Allzweckreiniger
Bodenpflegemittel - Selbstglanzmittel
werden direkt aufgetragen, reinigen und pflegen, legen jedesmal Schicht über vorhergehende Schichten
hängt ab vom eingesetzten Mittel; Inhaltsstoffe können Luft im Raum und Abwasser belasten.
siehe Allzweckreiniger
- Wischmittel
im Wischwasser, lassen nach dem Wischen einen Pflegefilm auf dem Bodenbelag zurück
Desinfektionsmittel
sollen Wohnung die Keimfreiheit eines Operationssaales geben
gehören zu den gefährlichsten Haushaltschemikalien; ätzend; stören Mikroorganismen bei der biologischen Reinigung im Klärwerk Besonders hohe Gefahr für Kinder bei irrtümlichem Schlucken (kann zum Tod führen). Unser Abwehrsystem gegenüber Krankheitserregern der Umwelt wird geschwächt.
in den meisten Fällen überflüssig; ein normales Reinigungsmittel genügt
Entkalkungsmittel
siehe Begriff des Mittels; nicht für Waschmaschinen anwendbar
enthalten oft Ameisensäuren (ätzend) und Phosphat
Essigessenz auf 5 % verdünnen; mit Wasser erhitzen und einige Stunden im Gerät stehen lassen
Fensterreiniger
schneller, "streifenfreier" Glanz
hängt ab vom eingesetzten Mittel
ein paar Spritzer Essig oder (bei besonders schmutzigen Scheiben) Spiritus ins Wasser geben
Geschirrspülmittel - Handspülmittel
Schmutzablösung, Fettemulgierung, Hautschonung und Glanz ohne Abtrocknen durch Überziehen der Geschirroberfläche mit einem dünnen Film. Das Wasser "läuft auf diesem Film ab und es verbleiben keine Wasserflecken".
Je nach Mittel können enthalten sein: Tenside, Desinfektionsmittel, Enzyme, Harnstoff, Duftstoffe
Mittel auf Seifenbasis oder synthetische Tenside. Ein wenig Essig im Spülwasser macht das Geschirr glänzend; Soda bei sehr fettigem Geschirr
Maschinenspülmittel - Reiniger
Säuberung des Geschirrs; vermeiden von Flecken und Ablagerungen von Kalkrückständen auf Geschirr
aggressiver als Handspülmittel (stärker alkalisch); evtl. zusätzlich chemische Bleichmittel (auf der Basis von Chlor) gegen hartnäckige Flecken (Tee, Lippenstift)
Reiniger ohne Chlorbleichmittel wählen; sparsam dosieren. Phosphatfreie Reiniger sind im Gegensatz zu Waschmitteln sehr leistungsschwach und müssen daher hoch dosiert werden.
- Klarspüler
vermeiden von Flecken und Ablagerungen von Kalkrückständen auf Geschirr
Tenside mit Anteil Zitronensäure
versuchen ohne Klarspüler auszukommen. Evtl. Flecken sind nicht Schmutz, sondern ausschließlich Salzrückstände aus dem Wasser.
- Regeneriersalz
entzieht dem eingebauten Ionenaustauscher die härtebildenden Substanzen des Wassers, um ihn funktionstüchtig zu halten
Salz gelangt ins Abwasser.
läßt sich nicht vermeiden; fällt nur beim Handspülen weg; bei korrekter Dosierung des Reinigers meist erst ab Härtebereich 3 notwendig
Möbelpflegemittel
sollen säubern und vor neuer Verschmutzung schützen
Evtl. enthaltene Lösemittel entweichen in die Luft - schädlich.
feucht wischen; bei Bedarf Wachs oder etwas Möbelpolitur verwenden
Rohrreiniger
sollen durch chemische Reaktion organische Bestandteile einer Verstopfung angreifen (Haare etc.) und auflösen
ätzende Wirkung; hochgiftig wegen starker Lauge Tragen bei zur Versalzung der Gewässer.
Saugglocke, mechanische Spirale zum Kurbeln; Vorsatzsieb zum Vorbeugen gegen Rohrverstopfung; vor allem kein Entsorgen von Haaren, Strümpfen etc. mit dem Abwasser
Sanitär- und WC-Reiniger
sollen reinigen, Geruch beseitigen und Bakterien töten
Meist chlorhaltig. Besonders gefährlich, wenn beides gleichzeitig verwendet wird. Es kann sich das hochgefährliche Chlorgas entwickeln.
umweltfreundliche Scheuerpulver, Bürste, Schmierstoffe; Ablagerungen mit 5 % Essigessenz/Heiß-wasserlösung behandeln
Teppich- und Polsterreiniger (pulverförmig oder flüssig)
soll Verschmutzungen aus Luftverunreinigungen und in Form von Flecken beseitigen
hängt ab vom eingesetzten Mittel
warme Lauge aus umweltfreundlichen Feinwaschmitteln
WC-Beckensteine WC-Wasserkastensteine
Duftstoffe gegen Toilettengerüche
belasten das Abwasser
sind völlig überflüssig
Abfallbeseitigung
Abfluss und WC sind beliebte Entsorgungseinrichtungen im Haushalt. Die Betreiber von Klärwerken sind oft erschrocken, was aus Gedankenlosigkeit im Abwasser landet und wieder mühsam herausgeholt bzw. geklärt werden muss. Viele Stoffe vergiften das Abwasser, verstopfen die Rohrleitungen, locken Ratten an und verschandeln Bäche, Flüsse und Seen.
Nicht in Abfluss und WC gehören
Feste oder flüssige Stoffe, die nicht in den Ausguss bzw. die Toilette gehören
Was sie anrichten
Wo sie gut aufgehoben sind
Asche
zersetzt sich nicht, lagert sich ab
Mülltonne
Binden
verstopfen Rohrleitungen
Mülltonne
Chemikalien
vergiften das Abwasser, fressen den Zement aus Betonröhren
Sammelstellen
Farben
vergiften das Abwasser
Sammelstellen
Frittierfett
lagert sich in den Rohren ab, führt zu Verstopfungen
erkaltet in Mülltonne
Heftpflaster
verstopft die Rohrleitungen
Mülltonne
Katzenstreu
lagert sich in den Rohren ab, verstopft die Klärfilter
Mülltonne
Korken
müssen in der Kläranlage mühsam entfernt werden
Mülltonne
Lacke
vergiften das Abwasser
Sammelstellen
Lötwasser
vergiftet das Abwasser
Sammelstellen
Medikamente
vergiften das Abwasser
Sammelstellen, Apotheken
Motoröl
vergiftet das Abwasser
Sammelstellen, Tankstellen, Märkte
Ohrenstäbchen
lassen sich häufig in der Kläranlage nicht zurückhalten, verschandeln Bäche, Flüsse, Seen
Mülltonne
Pflanzenschutzmittel
vergiften das Abwasser
Sammelstellen
Pinselreiniger
vergiften das Abwasser
Sammelstellen
Putzmittel
vergiften das Abwasser, zerfressen Rohrleitungen und Dichtungen
Sammelstellen
Rasierklingen
Verletzungsgefahr für die Arbeiter in der Kanalisation und Klärwerk
Mülltonne
Rohrreiniger
zerfressen Rohrleitungen und Dichtungen, vergiften das Abwasser
Sammelstellen
Schädlingsbekämpfungsmittel
vergiften das Abwasser
Sammelstellen
Slipeinlagen
führen zu Verstopfungen, nicht zersetzbare Plastikfolien verschandeln Gewässer
Mülltonne
Speiseöle
führen zu Ablagerungen und Rohrverstopfungen
Sammelstellen
Speisereste
führen zu Ablagerungen, locken Ratten an
Kompost, Bio-, Mülltonne
Tapetenkleister
führt zu Verstopfungen
Sammelstellen
Textilien
verstopfen die Rohrleitungen, können ein Pumpwerk lahmlegen